Die wichtigste Faustregel vorweg: «lieber zu kühl als zu warm!»
Die ideale Temperatur von Wein hat einen entscheidenden Einfluss darauf, wie Sie die Qualität wahrnehmen. Doch statt die verschiedenen Trinktemperaturen auswendig zu lernen, sollten Sie ganz einfach verstehen, welchen Einfluss diese auf Nase und Gaumen haben. Generell und vereinfacht gilt: warm wird der Wein von selbst, deshalb servieren Sie ihn im Zweifelsfall immer lieber zu kühl als zu warm!

Auswirkungen auf die Wahrnehmung in der Nase

die ideale Trinktemperatur von Wein und die Auswirkung auf die Aromatik: Bei höherer Weintemperatur verflüchtigen sich die Aromastoffe leichter und damit wird das Bukett des Weins verstärkt. Viele Weissweine (und vor allem Süssweine) sind aber oft so intensiv aromatisch, dass sie auch bei niedrigen Trinktemperatur das volle Bukett offenbaren. Bei eher neutralen Weissen werden Sie die Aromatik weniger in der Nase und stärker am Gaumen feststellen, denn dort wird der Wein leicht erwärmt.

Ab etwa 20 °C beginnt der Alkohol zu verdunsten. Dabei wird die Aromatik «verwaschen» und schwere Rotweine wirken dann brandig und unharmonisch. Weil der Wein im Gaumen noch zusätzlich erwärmt wird, verstärkt sich dieser Eindruck.

Auswirkung auf die Empfindung am Gaumen

Im Beitrag über die Qualitätsbeurteilung habe ich die «Harmonie» angesprochen. Also das Gleichgewicht zwischen Struktur (Säure, Gerbstoffe) auf der einen und Charme (Süsse, Alkohol, Körper) auf der anderen Seite. Mit der Serviertemperatur können Sie nun ganz gezielt auf die Harmonie einwirken:

  • Kühle Trinktemperatur betont die Struktur des Weins. Der Eindruck von Säure – und beim Rotwein auch von Tannin – tritt stärker hervor. Der Wein wirkt zudem schlank, da Sie die Körperfülle, die Süsse und den Alkohol weniger stark wahrnehmen.
  • Eine warme Trinktemperatur betont den Charme: Säure und Tannin zeigen sich abgeschwächt, dafür spüren Sie die Körperfülle, die Süsse und den Alkohol nun kräftig.